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• RON - Rheinpfalz Online, Mittwoch, 7. Aug. 2002
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MUSIKER UND IHRE INSTRUMENTE:

Viele Dudelsäcke sind der Ziegen Tod

 Volker Ebert mit spanischer Gaita
Drehleier & Co.: Der Neustadter Volker Ebert beschäftigt sich seit vielen Jahren mit mittelalterlicher Musik und den Instrumenten dieser Zeit.

Ein Leben rund um Dudelsack und Drehleier hat Volker Ebert viele Jahre lang geführt: Rittermahle, mittelalterliche Märkte und Instrumenten-Bau und -Handel haben ihn nach Lehre und Zivildienst sogar eine zeitlang ernährt. Heute wohnt und arbeitet er in Neustadt - und das wieder in seinem eigentlichen Beruf als Elektriker. Trotzdem ist und bleibt die Musik sein wichtigstes Hobby. Seit über 25 Jahren beschäftigt sich der heute 37-Jährige mit den unterschiedlichsten Stilrichtungen - gleich ob Pop, Rock oder eben Minnesang.

Geboren wurde Ebert in Karlsruhe, die ersten sieben Jahre seines Lebens verbrachte er aber in Mexiko, wo es seinen Vater beruflich hinverschlug: "Dort bin ich sozusagen mit Musik aufgewachsen, hatte Kontakt mit den Rhythmen Südamerikas und habe so gelernt, den verschiedensten Stilen ihren eigenen Charme abzugewinnen", erinnert er sich. Später dann - wieder in Deutschland - war es sein Musiklehrer, der ihn weiter an die Folk-Szene heranführte. "Da hatte ich dann auch zum ersten Mal einen Renaissance-Dudelsack in der Hand", erzählt Ebert, der später auch noch viele andere Instrumente ausprobiert, gebaut, gehandelt hat und sich in verschiedenen Musik-Projekten engagierte, so etwa in der auch in der Region durchaus bekannten Gruppe "Grashalm".

Bei seiner musikalischen Vielseitigkeit war es nicht verwunderlich, dass ihm irgendwann auch eine Drehleier in die Hände fiel, an der er sich Anfang der 80er Jahre zunächst autodidaktisch versuchte und für die er später über Kontakte auch Lehrer fand. Probleme, passende Literatur aufzutreiben, hatte er nie: "Obwohl Dudelsack und Drehleier eigentlich Bauerninstrumente waren, findet man bergeweise Noten, allerdings sind hauptsächlich Minnesang und kirchliche Melodien aufgeschrieben worden", erklärt Ebert. "Es sind eben volkstümliche Instrumente. Die Musik wurde von einfachen Leuten gespielt, die in der Regel nicht schreiben konnten. Und die, die des Schreibens mächtig waren, haben sich nicht für die Musik der Bauern interessiert". Obwohl der Dudelsack im Prinzip aufgrund seiner Klangvielfalt auch für die Musik bei Hofe hätte interessant sein können, seien es letztlich Gamben und Cembali gewesen, die die Musikzimmer der hohen Damen und Herren eroberten.

"Klar, der Dudelsack hat ein beschränktes Tonangebot, aber es gibt etliche Spiel- und Bauarten, die sich an die jeweiligen Musikstile anpassen", sagt Ebert. Im Prinzip funktionieren trotzdem alle Dudelsäcke gleich: Der Sack selbst wird aus Ziegenleder hergestellt, und zwar auf recht rurale Weise: "Man muss sich das so ähnlich vorstellen, wie wenn man einen Pullover auszieht", lacht Ebert. Der Ziege werde das Fell über die Ohren gezogen, anschließend werde das Leder der Hinterläufe abgetrennt, der Sack ungefähr in der Mitte zusammengebunden. In die verbleibenden Öffnungen - Hals und die beiden Vorderläufe - werden anschließend Bordune, Spielpfeife und Anblasrohr eingebracht. Fertig ist der Dudelsack!

Blasen und Spielen erfolgen dann unabhängig voneinander: "Wichtig ist nur, dass der Sack voll bleibt", bringt es Ebert auf den Punkt. Der eigentliche Spieldruck wird dann von dem Arm, unter dem der Sack liegt, erzeugt. Je nachdem, ob es sich um einen bretonischen, spanischen oder flämischen Sack handelt, variiert die Anzahl der Bordune, weiß Ebert. Diese Bordune sind für den Grundton des Sacks zuständig, die Melodie wird auf den Spielpfeifen erzeugt. Für die irisch-schottische Musik, die oft irrtümlich als Ursprung des Dudelsacks betrachtet wird, seien zwei bis drei Töne typisch, rhythmische Akzente könnten dort zudem durch bis zu drei Regulatoren an den Säcken erzeugt werden. Lustig und fröhlich klängen hingegen spanische Instrumente, während Dudelsäcke aus Italien mit zwei Spielpfeifen über ein breiteres klangliches Repertoire verfügten.

Wer einmal einen Dudelsack gehört hat, weiß, dass die Instrumente hinsichtlich ihrer Lautstärke durchaus mit den Trompeten von Jericho mithalten können, und auch Ebert hat von seinem Ohrenarzt ein verständnisloses Lächeln geerntet, als er von seiner musikalischen Leidenschaft erzählte. "Schottische Dudelsäcke sind bis zu 110 Dezibel laut - wie ein startendes Düsenflugzeug. Wenn man dann ein paar Stunden übt, klingeln einem schon die Ohren - der Dudelsack ist eben ein Freiluft-Instrument", lacht Ebert. Ob ein Dudelsack eher laut oder leise ist, hängt von den Pfeifen ab: "Konisch gebohrte Spielpfeifen sind lauter und auch um eine Oktave überblasbar - das typische Überschlagen in der Melodie -, während zylindrisch gebohrte Pfeifen mehr mechanische Finessen zulassen und mit bis zu 19 Klappen versehen werden können", erklärt der Musiker die Feinheiten des Instruments.

Obwohl baulich völlig unterschiedlich ist der Dudelsack im Prinzip auch mit der Drehleier verwandt: Dort ist es ein Holzschwungrad, das - ähnlich wie ein dauerhafter Bogenstrich - einen Bordun erzeugt. Angetrieben wird dieses Schwungrad von einer Kurbel, anstelle der Finger auf dem Griffbrett werden die Saiten mechanisch von so genannten Tangenten verkürzt. Klangkörper ist ein muschelförmiger Corpus aus Holz.

Mittlerweile freut sich Ebert zwar über die Vorteile des geregelten Arbeitslebens, aber seine Liebe zur mittelalterlichen Musik ist nicht erloschen: "Es macht mir immer noch viel Spaß, auf Feiern und Veranstaltungen zu spielen, und das wird wohl auch so bleiben", lacht er - und so sind es nicht nur seine Nachbarn in Hambach, die an den Melodien teilhaben dürfen ...

Von unserem Mitarbeiter : Claus Jürgen Holler
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